Osteopathie heute

Es spricht für sich, dass das Wissen einer Osteopathin und die Fähigkeit mit den Händen untersuchen und behandeln zu können, während einer jahrelangen Ausbildung zum Osteopathen unterrichtet, gelehrt und geübt werden muss. Seit dem Anfang der Osteopathie wurden vor allem im Bereich Nervensystem (Sutherland / Upledger) und Innere Organen (Barral) wichtige Fortschritte gemacht. Auch heute erweitern sich die Möglichkeiten der Osteopathie immer mehr, da die Kunst mit den Händen zu spüren und zu „sehen“, sich bei den praktizierenden Osteopathen ständig weiterentwickelt.

Für weiterführende Informationen über die Prinzipien, osteopathische Zusammenhänge und Wirkungsweise der Osteopathie verweise ich Sie gerne zu den Literaturempfehlungen.

Besuchsablauf beim Osteopathen

Die Befragung

Eine osteopathische Sitzung fängt mit einer Befragung an. Diese hat mehrere Ziele:

  • aufzudecken, welche Strukturen die aktuellen Beschwerden verursachen
  • aufzudecken, welche belastende Erfahrungen der Körper, bzw. der Patient im Laufe seines Lebens gemacht hat.

Eine Osteopathin ist immer bemüht, die Ursache Ihrer Probleme zu finden. Diese Ursachen können frisch sein oder Jahre zurückliegen. Die von Natur aus gegebene Mobilität der Körperstrukturen kann z.B. durch Verletzungen oder Operationen, Stau oder Entzündungen, psychischen Stress oder sogar Umweltfaktoren eingeschränkt sein. Die so entstandenen Fehlfunktionen gleicht der Körper aus, solange bis seine Möglichkeiten der natürlichen Regulation ausgeschöpft sind. Dann reagiert er mit Schmerz.

  • aufzudecken, ob eine Pathologie vorliegt, wofür der Patient zur Schulmedizin verwiesen werden soll
  • aufzudecken, ob es für bestimmte osteopathische Untersuchungs- oder Behandlungstechniken Kontra-Indikationen gibt.

Alle wichtigen Daten werden gesammelt, und zwar fachgebietübergreifend, da die Osteopathin ganzheitlich denkt und sich nicht auf spezielle medizinische Fachgebiete beschränkt. So formt sie sich ein Bild vom Menschen und seiner Vorgeschichte. Das kann eventuell ergänzt werden mit schulmedizinischen Befunde wie z.B. Röntgen oder MRT.

Die Untersuchung

Die Osteopathin wird nicht nur das Körperareal untersuchen wo die aktuellen Beschwerden sind, sondern auch, und unabhängig davon, Ihren gesamten Körper, vom Scheitel bis zum Fuss. Dazu wird sie Sie bitten, sich bis auf die Unterwäsche freizumachen, sofern keine Einwände von Ihrer Seite aus bestehen.

Ihr Körper wird im Stehen, im Sitzen und im Liegen einer genauen Betrachtung unterzogen. Es wird der Bewegungsapparat untersucht, wobei besonders das Becken und die Wirbelsäule beachtet werden. Es wird die Beweglichkeit der inneren Organen und der Schädelknochen getestet. Auch die Funktion des Zwerchfells, des Nervensystems, der Gefässe und der Flüssigkeiten wird manuell kontrolliert.

Die so gesammelten Daten geben der Osteopathin Aufschluss darüber, wie Ihr Körper hier und jetzt funktioniert und erlauben ihr, aufbauend auf den Informationen  der Befragung, Zusammenhänge zu erkennen und eine Behandlungsstrategie zu planen.

Die Untersuchung dient auch dazu, zu bestimmen, welche Behandlungstechniken für diesen Patienten ausgewählt werden sollten. Mögliche Behandlungstechniken sind: Gelenke entblockieren und mobilisieren, Muskeln kräftigen oder dehnen, Bindegewebe entspannen, Organe massieren, craniosakrale Therapie usw.

Die Behandlung

Bei der Behandlung wird sich die OsteopathIn durch ihr osteopathisches Denken führen lassen. Dabei wird sie meistens nicht zuerst das Körperareal behandeln, wo die aktuellen Beschwerden sind. Vielmehr wird sie die zu Grunde liegenden Blockaden lösen, wo immer diese sich befinden ("Beispiele").

Die osteopathischen Behandlungstechniken sind rein manuell und darauf ausgerichtet, eine ungestörte Beweglichkeit der einzelnen Körperstrukturen untereinander wiederherzustellen. Es gibt eine Vielzahl spezieller Techniken, sodass die Behandlung individuell abgestimmt werden kann.

Ziel der Behandlung ist immer die Nerven-Versorgung und Zirkulation von Blut und Lymphflüssigkeit im Körper zu optimieren, sodass die Selbstheilungskräfte wieder besser funktionieren können. Die Behandlung selbst ist nur der Impuls zur Heilung. Der Körper wird weiter arbeiten und ein neues Gleichgewicht herstellen. Während dieser Zeit (ein bis vier Wochen) lässt die Osteopathin den Körper in Ruhe, um die Eigenregulationskräfte nicht zu stören. Erst wenn diese Frist vorbei ist, wird wieder untersucht und behandelt.

"Find it, fix it, leave it alone" (A.T. Still)

Die Anzahl der Behandlungen ist sehr unterschiedlich, wobei chronische Beschwerden in der Regel längere Behandlungszeiträume bedürfen als akute. In bestimmten Fällen werden Ihnen unterstützende Übungen gezeigt oder Empfehlungen, wie Sie Ihr Umfeld oder Ihre Lebensumstände zu Gunsten Ihrer Gesundheit ändern können, gegeben. Auch ist es möglich, dass Ihnen eine zusätzliche Therapie empfohlen wird (z.B. Physiotherapie, Lymphdrainage, Feldenkrais...).